Dienstag, 15. Januar 2008

Día de los reyes

Letztes Wochenende, 5.und 6. Januar war der „Tag der heiligen drei Könige“- Día de los reyes. Das wird in Mexiko wie ein zweites Weihnachten gefeiert mit extra Geschenken für die Kinder....
Tradition ist in der Familie oder gemeinsam den „rascos de los reyes“ anzuschneiden. Jeder muss der Reihe nach ein Stück dieses süßen Gebäck- Zopfes abschneiden. Im Zopf ist ein kleines Jesuskind versteckt, symbolisch für Jesus, der sich vor Pontius Pilatus verstecken musste. Wer das Jesuskind in seinem Teil des Zopfes entdeckt, muss im Februar einen ausgeben und Elotes oder andere Köstlichkeiten servieren.
Ein Kumpel von Hannah mit dem ich in Seglo arbeite, hatte die Idee für jenes Wochenende in ein paar abgeschiedene Dörfer des Staates Puebla zu fahren und die Kinder dort zu beschenken. Also sammelten wir die Woche über fleißig Spielzeug und animierten auch die Mitarbeiter von Seglo zu spenden und hatten schließlich 400 kleine Spielzeuge zusammen. Am Sonntag haben wir uns dann auf den Weg gemacht und sind in den Norden Pueblas in die Nähe des „Pica de Orizabe“ gefahren, dem höchsten Berg Mexikos. Ich hätte nich gedacht dass wir alle ins Auto passen, denn es gab eigentlich nur 5 Plätze im Auto, tja aber mit gutem Willen, passen sieben rein und auf dem Rückweg machten wir es uns im Sonnenschein und Wind im Haar auf der Ladefläche bequem... das is in Mexiko überhaupt kein Problem!

Insgesamt haben wir drei Dörfer beschenkt. Im ersten Dorf wurden wir gleich von einer Horde von Kindern begrüßt und nach ein paar Minuten waren es 40, 50, 60, 70 keine Ahnung wahnsinnig viele und das hörte gar nicht mehr auf! Wir hatte vorher entschieden, dass wir nicht nur schenken wollten, sondern auch (pädagogisch wertvolle) Spiele spielen wollten. Also versammelten sich alle Kinder, ganz kleine, so drei Jahre bis 14 auf dem Schulhof der kleinen Schule im Dorf und wir spielten ein Spiel, dass an „Stinksches Ei“ erinnerte und noch ein anderes. Und als wir dann riefen „Geschenke“ waren sie nicht mehr zu halten und rasten alle zum Pick-up. Sie mussten sich in zwei Reihen ( Jungs und Mädels) aufstellen, denn wir hatten verschieden Geschenke und dann verteilten wir. Die meisten schienen allerdings nicht so super erfreut und oft eher neidisch auf die Geschenke ihrer Freunde... man kanns eben nie recht machen... Am schlimmsten waren die Mütter mancher Kinder, die sich mit einreihten und dann um die Geschenke feilschen wollten: Nein die Puppe ist zu klein, habt ihr nicht eine größere und so....echt ä bissel ätzend! Nach Fotoshooting mit den Kiddies sind wir zu den zwei anderen Dörfern gefahrn. In einem Dorf waren schon andere Wohltäter gelandet und hatten ihre Gaben hinterlassen, so dass wir nur „un pequeno rifel“ machten und an jedes 10. Kind einen Ball vergaben. Manche Kinder sahen schon sehr abgerockt aus mit verfilzten Haaren und zerschlissener Kleidung, andere ganz normal. Die Häuschen waren winzig. Es gab aber Strom und fließend Wasser in den Orten und die Zufahrtsstraßen wurden auch grad neu gemacht.
Gegen Nachmittag hatten wir die meisten Geschenke vergeben, fotografierten noch schnell den Pica und fuhren zurück.
Hannah, Rodrigo und andere Mitarbeiter haben nun eine Initiative in Seglo gegründet um soziale Projekte im Namen von Seglo durchzuführn, nächste Woche wollen wir unsere Pläne den Chefs Volker und Sven vorstellen, mal sehen ob sie das unterstützen wollen...

Sylvester tranquilo

Neujahr hab ich auch gut überstanden, doch es war wohl unübertrieben das ruhigste Sylvester, dass ich je hatte, so ganz Mexiko-untypisch wie ich fand!
Nach Weihnachten bin ich gleich in die wunderschöne Strandstadt Veracruz gechattet, denn ich hatte ja ein paar Tage frei und musste die nutzen. Dort hab ich auch einen älteren Herrn kennen gelernt, Porfilio, der zufällig auch noch Tanzlehrer war und mir kubanischen Son beigebracht hat! Hach herrlich in Veracruz da tanzt die ganze Meute auf verschiedenen Plätzen und immer gibts Musik.
Doch am 31. Dezember war alles anders... Abende vorher gabs immer Musik und wilden Tanz auf allen Plätzen. Zu Sylvester nicht wieder zu erkennen...
Wir sind zum Hafen gewandert, weil wir dachten, da gibts ein Feuerwerk, aber nur die Schiffe tuteten 3 mal und das wars! Keine Knaller (die sind in Mexiko verboten), keine Action, kein Jubel, kein Trubel....
Muy tranquilo! Nich schlimm, eben einfach nur a bissel anders!
Die meisten Leute gehen wohl in Hotels oder reservieren Restaurants für so typische Tanzparties und Buffet, aber das ist sehr teuer...
Naja und da haben wir uns dann auch gegen 2 Uhr ins Bett getrollt, weil ja nix los war!

Weihnachten und Xochomilco

Ich hatte eines der lustigsten Weihnachten überhaupt mit der Familie
von Rodrigo, wir haben in Mexiko City bei seiner Familie gefeiert. Und
weil ich nun mit dabei war haben sie auch alle weihnachtlichen
Traditionen Mexikos rausgekramt, damit ich alles mal kennen lerne...
Zuvor, am 23.12. sind jedoch Rodrigo und ich in Xochomilko, ein Teil
Mexiko City, der so gar nicht Großstadt ist, auf die geheimnisvolle
Isla de las munecas (Insel der Puppen) gefahren. Um dort hinzukommen,
durften wir im schönsten Sonnenschein mit einem Floß 2 Stunden die
Wasserstraßen entlang schwimmen bis wir zur kleinen Insel kamen, auf
der hunderte von zernagten und abgefrackten Puppen an Bäumen und im
Geäst hängen. Super gruselig. Der Sage nach, hat die Insel einem Mann
gehört vor dessen Insel eine junge Frau im Kanal ertrunken ist, um
ihren Geist zu besänftigen, fischte er alte Puppen aus dem Wasser und
überall wo er welche fand und hing sie auf der Insel auf. Später ist er
an der gleichen Stelle wie die junge Frau im Wasser ertrunken.... Sein
Neffe hat nun die Insel übernommen, die auch öfters Nachts Touristen
anzieht, jedoch gibt es keinen Strom auf der Insel, so dass die
nächtlichen Besucher nur mit Kerzen ausgestattet die Insel "erkunden".
Ich hab die schönsten, grusligsten Fotos überhaupt gemacht und am
nächsten Tag gleich gelöscht..... hab ich mich geärgert!
Aber nu zu Weihnachten. Zuerst gabs dicken Schmaus, dann Kirche. Zum
Gottesdienst hat jede Familie eine kleines Jesuskind im Bettchen
mitgebracht, dass dann gesegnet wurde. Dann gabs nochmal Schmaus und
wer wollte hat was vorgeführt. So haben Rodrigo und ich nochmal unseren
Seglotanz aufgeführt mit deutschem Text, was ein absoluter
Publikumsschlager wurde. Dann gabs die Posada. Bei dieser wird ein
wenig Maria und Josef bei der Unterkunftssuche nachgespielt. Die Hälfte
der Familie steht vor der Haustür und bittet die andere Hälfte der
Familie um Einlass. Das ist ein lustger Sing Sang, der dialogartig
dahin jammert... zumindestens bei uns.
Danach haben wir die Pinata zerklopt... Dieser Brauch stammt eigentlich
aus China. Bei dem wird eine Kugel mit Zacken, gefüllt mit allen
Leckereien aufgehangen und immer ein Familienmitglied nach dem anderen
bekommt die Augen verbunden und darf mit einem Stock drauflos hämmern.
Die Pinata hängt jedoch an einem Strick, der dann immer mal hochgezogen
wird, sodass sich das ganze schwierig erweist und einen riesen Spaß
macht.
Danach gabs das Jesuskind nochmal, das wurde hin und her gewiegt und
besungen und von allen geküsst und endlich endlich gabs Bescherung!
Na und dann wurde bis morgens um 4Uhr getanzt! Die ganze Familie, also
Rodrigo, Schwester, Vati, Mutti, Tante, Onkel und deren drei Töchter
mit Anhang.
Und weils noch nich genug ist, sind wir dann noch bei weiterer
Verwandtschaft vorbei gehüpft und haben geplauscht und so war es ein
lang lang langes sehr fröhliches Weihnachten!